Literaturreise zu den Kronen der Toscana: Dante, Petrarca, Boccaccio

Die Reise auf den Spuren der „drei Kronen der Toskana“ war zum einen eine Reise in eine lang vergangene Welt, die aber enorme Wirkung noch auf unser Heute hat, zum anderen eine Reise voller sinnlicher Eindrücke – es geht durch und durch, wenn man an dem Ort sitzt, an dem Dante zu seinen Texten inspiriert wurde oder das Ambiente um sich hat, in dem der Decamerone von Boccaccio entstanden ist –. Zum dritten war es eine Reise in eine grandiose Umgebung, die uns die „dolce vita“ von greifbar macht.

In Florenz waren wir mitten in der Stadt, sogen geradezu permanent das quirlige Leben auf und spürten vielleicht gerade dadurch erst Recht den großen Unterschied zu den Zeiten, in denen die drei Dichter wirkten. Die ersten Teile des großen Puzzles „mittelalterliche Welt der drei Dichter“ kamen zusammen, unser Hotel war ein alter Palazzo, der viele Geschichten kennt und in dem sich Geschichte bildet. Einige setzten sich auf den Stein, von dem aus Dante den Bau des Doms beobachtete. In lebhafter Erinnerung bleibt die vielstimmige Einführung von Frau de Mars in das Werk Dantes, in seine „Vita nova“, in der Dante schildert, was sein Leben neu gemacht hat: die Liebe zu Beatrice.

Und dann Boccaccio: Ihn zu lesen in einem paradiesisch schönen Garten am Rande der Stadt lässt ahnen, wie es den zehn jungen Menschen gegangen sein muss, als sie von der Pest aus der Stadt flohen und der Decamerone entstand. Beim Besuch des Archivs der EU wurde zwar nicht die Zeit aufgegriffen, die wir im Fokus hatten, sehr wohl aber die Frage diskutiert: Wie erkenne ich ein Originalmanuskript? Wie sortiere ich aus, wenn ich eine Fülle an Texten habe? Wer entschied damals? Wer entscheidet heute? Was muss geschehen, damit ein Text archiviert wird?

Unsere Fahrt nach Arezzo mit dem Bus hatte immer wieder beeindruckende Haltepunkte. Nicht zuletzt den wunderbaren Park, in dem wir frisch gepresstes Olivenöl und herrlichen Wein kosteten.

Wie schön war der Nachmittag dort zu Boccaccio und den Fragen, wie wir heute solch alte Texte angehen, die zum einen schwer (Dante) und zum anderen vielleicht als zu leicht (Boccaccio) empfunden werden. Hier klang erstmals die wichtige Frage an, wodurch eigentlich gute Literatur sichtbar ist.

Arezzo hat seine Seele noch nicht an den Tourismus verkauft, dafür wirbt die Stadt. Dort wurde Petrarca geboren, hier ist die Accademia Petrarca, die wir besuchten. Petrarca, der dem Humanismus den Kick gab und den wir gerade heute, wo die Welt nach einem neuen Humanismus schreit, so dringend bräuchten. Der Petrarkismus wurde zu einer europäischen Bewegung. Petrarca blieb nicht in der Toskana, mehr als seine beiden anderen Dichterkollegen prägte er die Lyrik der Zeit. Und wir nutzen die Gelegenheit, auf der grandiosen Dachterrasse des Hotels Petrarca zu verstehen.

Fazit: Die Reise hat einige Puzzleteile zusammengefügt. Das Bild der drei Dichter ist greifbarer geworden aber sicher noch lang nicht komplett. Die Lust, sich mit ihnen zu beschäftigen und auch den Wert fürs eigene Leben zu erkennen, den die Lektüre bringt, diese Erkenntnisse werden bleiben.

Literarisch unterwegs in Salzburg und Bad Gastein

Eine Reise zu den Quellen der Inspiration für Literatur, Film und Musik

(4.6.-11.62022 und 19.6.-25.6.2022)

(Wegen des großen Interesses wird diese Reise nochmals vom 17. Juni 2023 bis 24. Juni 2023 angeboten. Den Flyer zu der Reise 2023 können Sie hier herunterladen)

Begeisterung pur spürten beide Reisegruppen, die jeweils eine Woche auf literarischer Spurensuche in Salzburg und Bad Gastein unterwegs waren. Das Zusammenspiel von beeindruckenden Kulissen, kulturellen Hotspots, Thermen und Bergen ergibt seit jeher ein anregendes Gemisch, daher kamen und kommen gerade Literaten und Künstler sehr gern und teils auch sehr lang in diese Region.

Vom Johannesschlössel auf dem Salzburger Mönchsberg begab sich die Gruppe auf Spuren von Stefan Zweig, Georg Trakl, Thomas Bernhard und gegenwärtigen Autorinnen und Autoren unter fachkundiger und engagierter Leitung von Frau Inez Reichl de Hoogh. Ein sehr stimmungsvolles Konzert im Marmorsaal von Schloss Mirabell und eine literarische Betrachtung aus Zweigs Werken im wunderschönen Garten des Johannesschlössel rundetem die beiden Salzburger Tage ab. Aber dann kam ein spontanes Highlight dazu: Der Besuch in der Galerie von Michael Ferner, der uns zu einem Glas Sekt einlud und die Überraschung parat hatte, dass Texte aus Katharina Ferners Neuerscheinung vorgetragen wurden und Marko Govorcin für fetzige musikalische Umrahmung sorgte.

Konnten dies Eindrücke aus Salzburger überhaupt noch getoppt werden, so die Frage von einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ja, das geht in Bad Gastein. Die Gruppen wurden fürstlich im Hotel Excelsior empfangen und bewirtet und nun folgte ein Highlight dem nächsten. Elisabeth Kröll spazierte Geschichten erzählend mit uns zur Himmelwandhütte und gab bei einem weiteren Treffen Einblick in die vielen Persönlichkeiten, die Gastein seit je empfangen hat, und in die vielen Filme, die dort gedreht wurden und werden. Hans Naglmayr stellte in einem inspirierenden Vortrag den Nationalpark Hohe Tauern vor. Ich selbst führte auf der Himmelwandhütte, im Bergrestaurant des Stubnerkogl, auf der Nassfeldalm und in der hoteleigenen Kapelle durch markante Texte, die in Gastein entstanden sind: Wilhelm von Humboldts Briefe, in denen er sein Ideal von Bildung erläuterte, Nikolai Gogols „Nach dem Theater“, das ohne die Gasteiner Atmosphäre der ehemaligen Wandelhalle wohl nicht zustande gekommen wäre, Lyriker, allen voran der Minnesänger Neidhart von Reuental, Grillparzer und auch die Gedichte von Kaiserin Sissi und schließlich Hermann Burgers „Wasserfallfinsternis von Bad Gastein“, mit dem er den Bachmann Preis gewonnen hat.

Schnell war klar: Diese Reise wird erneut angeboten, vom 17.-24.6.2023. Und ich bin dankbar, dass ich mich dann erneut auf die zuverlässige und herzliche Hilfe von Angelika Schuhmacher verlassen kann, die mich in all den Reisen bereits unterstützt hat. Salzburg und Bad Gastein haben gehalten, was sie versprechen: Inspirationsquelle zu sein. Das haben die Abschlussabende der Gruppen im Excelsior grandios gezeigt. Jedem war klar, dass gerade in Bad Gastein derart viel literarisches Gold auf den Straßen liegt, dass ohne Weiteres ein Literaturfestival Gastein ins Leben gerufen werden könnte. Vielleicht ein Projekt für die Zukunft.