Impulse zum Advent

Gunnar Gunnarsson: Advent im Hochgebirge

Ein Land kennenzulernen bedeutet für mich auch, seine Literatur zu lesen. Es bedeutet auch, mit Menschen zu sprechen, Speisen zu kosten und Gebräuche wahrzunehmen, den Blick zu schärfen für das Andere. Mit dem Advent im Hochgebirge im Rucksack bin ich mitten im Sommer durch Island gewandert. Auch wenn Gunnarsson das Geschehen bewusst in die Zeit vor Weihnachten verlegt, so kann dieses Kleinod an Literatur zu jeder Jahreszeit gelesen werden. Benedikt ermöglichte mir einen anderen Blick auf die Landschaft, mein Gehen bekam einen anderen Rhythmus, es wurde geradezu meditativ.

Das Buch von Gunnarsson kann jedes Jahr neu gelesen werden, es bleibt immer aktuell, es erdet und sensibilisiert für das eigentlich Wichtige im Leben. Es kann zum Kompass werden.

Das Buch enthält die Gedanken, Anregungen und Kommentare aus dem virtuellen Literaturkreis vom Advent 2022.

Ulrike Mielke: Impulse zum Advent – Gunnar Gunnarsson: Advent im Hochgebirge.
Heidelberg 2023
Beziehbar über mich oder über alle Buchhandlungen.
ISBN 978-3-758427-87-9, Erscheinungsdatum: 13.11.2023.
Preis: 8,00€

Literarisch unterwegs in der Toskana

Vom 21.10.-28.10.2023 war ein lustiger Trupp unterwegs auf den Spuren von Dante, Boccaccio und Petrarca. Frau de Mars, inzwischen sicher ein toskanisches Urgestein, die bemüht ist, die Liebe zur Region allen ins Herz zu pflanzen, empfing uns und lotste uns zielsicher durch das volle Florenz. Gleich am ersten Abend wurden wir in die Realität Italiens hineingeworfen und merkten: Dort ist die Dichtung Dantes lebendig. Ein grandioses Beispiel der Rezitation gab uns Riccardo, der uns mit seiner wunderbaren Stimme mit in die Hölle Dantes nahm und dadurch schon zeigte: Dante ist präsent, damals wie heute. Jede einzelne Zeile seiner Komödie trägt und ein jeder konnte sich etwas vorstellen unter:

…zum Galgen schuf ich mir mein eigen Haus…“

Wir erschlossen uns das Dante-Viertel, die kleine Welt von damals. Einige setzten sich auf den Stein Dantes, von dem er aus den Bau des Domes beobachtete. Und wir lauschten den Ausführungen von Frau de Mars, die so vertraut ist mit Dantes Welt.

Von San Miniato del Monte genossen wir einen großartigen Blick über die Stadt und die Region – und einen Tag später war dieser Berg das Ziel des großen Friedensmarsches von Muslimen, Juden und Christen, die sorgenvoll auf den Krieg in Israel blicken. Es war eine riesige Kundgebung, ein sehr wichtiges Friedenszeichen an die Kriegsregion.

Es herrschte Pest und Not, als sich junge Menschen zu Boccaccios Zeiten trafen und beschlossen: Wir müssen hier raus. Sie gingen denn auch damals schon beschwerlichen Weg aus aus der Stadt, auf der Suche nach besserer Luft. Wir haben es ihnen nachempfunden. Vom hoch gelegenen Fiesole sind wir herabspaziert (oder gefahren) zur Villa Schifanoia, in deren Garten wir einen Hauch von dem spüren konnten, was Boccaccio in seinem Decamerone beschreibt. Und eine Novelle zeigte uns, wie kreativ Geschichten sein können. Wir haben am gleichen Tag noch das Archiv der EU besucht und erhielten Einblick, was es heißt, Dokumente der EU zu archivieren. Wer entschied damals, wer entscheidet heute, wann ein Text archiviert wird?

Unser Weg führte uns am nächsten Tag mit dem Bus durch den Valdarno nach Arezzo. Die große Überraschung: Sämtliche Wetter-Apps lagen falsch. Wir sahen sogar den Pratomagno, ein Blick, der Petrarca geprägt hat. Wir kamen an Stellen, die ohne Frau de Mars‘ Hilfe wohl niemand für sich entdeckt hätte. Die Balze, die Ponte Buriano… Einige schauen jetzt sicher anders auf die „Mona Lisa“! Wir erfuhren, wie wichtig die Schlacht von Campaldino 1289 war, die den Aufstieg von Florenz besiegelte und neue Städte ermöglichte, z.B. das vom Reißbrett aus geplante Castelfranco, in dem die Macht von Florenz sichtbar wurde. Dem gegenüber wird der große Gegensatz der mittelalterlichen Städte wie z. B. Loro Ciuffenna deutlich. Sicher wird auch die Kirche Pieve di Gropina mit ihren wunderschönen Alabasterfenstern in Erinnerung bleiben.

Der Weg über die Setteponti-Straße führte uns zu Veronica in einem Agriturismo der Fraternità dei Laici, die ihren Sitz in Arezzo hat.

Dort kam dann Boccaccio zu Wort und wir diskutierten, was sein Werk so einzigartig macht und warum er für so viele Dichter späterer Zeiten Vorbild ist. Der Geschmack des geistigen Genusses fand seinen Übergang in dem unvergleichlich guten Geschmack von frisch gepresstem Olivenöl, gepaart mit der Gaumenfreude des toskanischen Weins. Wer den Agriturismo verließ und nicht wusste, was Lebensgenuss ist, der hat etwas falsch gemacht.

Arezzo hat seine Seele noch nicht an den Tourismus verkauft, dafür wirbt die Stadt. Debora zeigte uns Beeindruckendes und sparte nicht mit einem patriotischen Bekenntnis zu ihrem Arezzo. Der Eindruck des Stolzes auf die Stadt und ihre durchaus leidgeprägte Geschichte wurde durch die engagierte Führung seitens des Büros des Bürgermeisters durch das Rathaus noch verstärkt. Man freute sich über unser Kommen und dankte mit großer Gastfreundschaft.

Arezzo, die Stadt, in der Petrarca geboren wurde, beherbergt DAS Haus für Petrarca-Studien: Die Accademia Petrarca. Ihr Bibliothekar Prof. Martini führte uns durch das Haus und erläuterte, was alles bis heute im Zusammenhang mit Petrarca geforscht wird. Petrarca, der dem Humanismus den Kick gab und den wir gerade heute, wo die Welt nach einem neuen Humanismus schreit, so dringend bräuchten.

Der Petrarkismus wird zu einer europäischen Bewegung. Petrarca blieb nicht in der Toskana, mehr als seine beiden anderen Dichterkollegen prägte er die Lyrik der Zeit.

Seine Laura wird zur Muse, und was das bedeutet, diskutierten wir an einem schönen Nachmittag im Salon des Hotels anhand einiger Sonette aus dem “Canzoniere“ .

Spontan und sehr bewegend hat uns Herr Prof. Acker die Leistungen Guido d’Arezzos, dem Begründer der modernen Notenschrift, nahegebracht, über Florenz als Geburtsstätte der Oper gesprochen und uns ermöglicht, Monteverdis Interpretation einer Canzone Petrarcas zu hören.

Zur Toskana gehört das gute Essen, das hatten wir zu Genüge. Und auch die südliche Sonne war uns hold bis auf den Empfang bei der Anreise und an einem Tag in Florenz. Es hätte wahrlich schlimmer kommen können!

Der Künstler und das Meer

Der Künstler und das Meer, so lautete die Ankündigung des Programms, das die beiden Salzburger Künstler Michael Ferner, der Maler und Marko Govorcin, der Musiker am Sonntag, 26.3.2023 in Majers Weinscheuer in Schriesheim boten. Ich war gespannt und wusste nicht, was auf mich zukam. Es war mehr als seine 2000 km lange Reise mit dem Kajak an der Küste entlang von Griechenland nach Kroatien, von der Michael Ferner erzählte, kommentiert durch die wunderschöne Stimme von Marko, untermalt mit Foto- und Videoeinspielungen. Es war ein Lehrstück zum Thema Vertrauen, das mich binnem Kurzem in eine völlig andere Sicht auf unsere Welt brachte und mich komplett in Bann zog. Die Kombination aus Humor und Tiefgang, Bild und Ton, die war schon einzigartig. Da haben sich zwei Menschen gefunden, die aus einer Idee eine Geschichte geschrieben haben, die wohl keinen so schnell loslässt, der am Sonntagabend dabei war.


Mein Fazit:
Danke an alle, die gekommen sind und Werbung gemacht haben.
Der Aufwand hat gelohnt. Und einen ganz herzlichen Dank an Frau Majer!
Ich würde die beiden gern wieder hierher einladen, sie haben noch viel mehr zu bieten!

Am 12.5.23 ist Michael Ferner zu seiner Vernissage in Worms in der Galerie Steuer und am 17. und 18.6.23, also unmittelbar vor meiner literarischen Reise nach Salzburg und Bad Gastein finden in Salzburg neue Aufführungen des Musicals Rabazamba statt, das er geschrieben und illustriert hat.

Spielarten des Humors
Literarische Paradestücke

Der Humor ist der Regenschirm der Weisen (Erich Kästner)

Manchmal kommt er überraschend, manchmal versteckt, manchmal ist er schwarz und manchmal sehr subtil: Immer gilt, wo Humor ist, da atmen Menschen auf, da werden Ventile geöffnet und da sprießt Kreativität. Wohl dem, der humorvolle Menschen um sich hat und selbst auch die Gabe besitzt, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen.

Gerade in Zeiten, in denen einem das Wasser bis zum Hals steht, kann Humor Wunderbares leisten: Man schmunzelt. Vielleicht lacht man sogar, – und schon geht’s besser.

Die Weltliteratur ist voller wunderbarer Episoden, in denen der Humor sein ganzes Können zeigt. Bisweilen ist er auch in Geschichten, die alles andere als lustig sind, aber mit viel Humor erzählt werden. Das Buch bietet einige Paradestücke, pragmatisch, schräg oder pointiert kommentiert.

Ulrike Mielke: Spielarten des Humors – Literarische Paradestücke
Heidelberg 2022, 244 Seiten
ISBN: 978-3-756526-70-3
Preis: 19,50€

Erhältlich in allen Buchhandlungen, online bei Internetbuchhandlungen und bei der Autorin.

Einige Interessenten haben nach einer ebook-Fassung gefragt, sie ist ebenfalls über die gängigen Vertriebskanäle erhältlich, ISBN 978-3-754106-22-8, Preis 11,99€.

Dr. Ulrike Mielke

literatur@mielke-hd.de

www.mielke-hd.de

In der Rhein-Neckar-Zeitung vom 10.10.2022 finden Sie eine Besprechung des Buches von Frau Salomon.